Montag, 21. Februar 2011

Der schwere Fall

Federfüssig schwebte sie über die gläsernen Stacheln des weiten Feldes,
das sich bis zum Horizont wellte,
nur um sich dahinter in klirrender Einsamkeit zu verlieren.

Federfüssig schwebte sie über das fließende Feuer des breiten Stromes,
der sich träge bis zum Rand der Welt schob,
nur um dahinter in eisiger Verlorenheit zu erkalten.

Federfüssig schwebte sie über die weißkalkigen Knochen des tiefen Tales,
die zerbrochen dem graufahlen Himmel entgegenragten,
wobei sie sich zu ruinösen Prachtbauten anhäuften, ohne Sinn, ohne Verstand.

All dies überflog sie mit einem Blick, mit einem Federstreich.
Machte das Grauen zunichte,
löste es auf in Bausch und Bogen.

Doch später dann, als sie zu den ihren schwebte,
als sie wieder eine unter vielen wurde,
da verloren ihre Füße die fedrige Leichtigkeit.
Wie ein Stein fiel sie aus allen Wolken,
ins Leere,
ins Schwere.
In unendliche Meere glühend geschmolzener gläserner Splitter,
die sie tiefer zogen,
tiefer, tiefer,
bis die Luft schwand und mit ihr alle Sinne.
Ihre Hand griff ein letztesmal hinauf zu den Sternen.
Was sie fasste, war weiß und kalt - schon spürte sie die Rettung.

Doch alles woran sie sich letzterdings klammerte,
war ein zerbrochener Knochen.
Ausgehöhlt und morsch.


1 Kommentar:

  1. Ich mag deine Verarbeitungen der Inspirationswörter. Mir fiel dazu nur ein, dass ich in kinderlosen Tagen des letzte Mal federfüßig war :-)

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